- Standessprachen
- Standes|sprachen,Berufs|sprachen, Sprachen ständischer Gemeinschaften, die sich parallel mit diesen entwickelten. Fast alle Standessprachen bilden nicht eine Vollsprache aus, sondern nur einen Sonderwortschatz (besonders Substantive), wobei fachsprachliche Begriffe in die Umgangssprache übernommen werden können. Sie sind entweder Geheimsprachen (z. B. die Gaunersprachen) oder »offene Sprachen« und über das gesamte Gebiet eines Sprachraums oder Teile davon verbreitet. Allgemeine Grundlage der Standessprachen ist (je nach sozialer Zugehörigkeit des Standes) eine Mundart (z. B. bei den meisten Handwerkersprachen), eine Literatursprache (z. B. beim Ritterstand des 12./13. Jahrhunderts) oder die neuhochdeutsche Schriftsprache (z. B. bei den Sondersprachen akademischer Berufe). Bedeutend ist der lexikalische Anteil aus fremden Sprachen, zum Teil in eingedeutschter Form. Ähnlich den Standessprachen haben sich Sprachen anderer soziologischen Gruppierungen entwickelt (z. B. bei der Jugendsprache). Die Bergmannssprache ist nach ihrem Sprachzustand mitteldeutsch und bildete sich besonders im Harz und im Erzgebirge heraus. Die Soldatensprache entstand v. a. seit dem Aufkommen von Söldner- und stehenden Heeren. Die Seemannssprache baut auf niederdt.-niederländ. Grundlage auf und wurde besonders vom Englischen und von den romanischen Sprachen beeinflusst. Die Studentensprache (im 18. Jahrhundert Burschensprache) bildete sich als Sondersprache im 16./17. Jahrhundert aus. An sie schließt sich die Schüler- oder Pennälersprache an; beide haben ein reiches lateinisches Vokabular. Unter dem Einfluss der lateinischen Gelehrtensprache wurde die Druckersprache ausgebildet. Neben weiteren Handwerkersprachen gehören u. a. auch die durch italienische und spanische sowie (durch die Hanse) skandinavisch-englische Ausdrücke geprägte Kaufmannssprache und die Jägersprache zu den Standessprachen. (Sondersprachen)Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Sprache: Varietäten, Familien, Stämme
Universal-Lexikon. 2012.